Im Projektgebiet kommen trotz der Beeinträchtigungen noch zahlreiche naturschutzfachlich bedeutsame Arten vor. Die bedeutendsten Artvorkommen sind an den wenig belasteten, quellbeeinflussten Bächen und Gräben im Moos zu finden. Sie gilt es zu schützen und zu erhalten.

Hier die wichtigsten schützenswerten Arten im Dachauer Moos:

Helm-Azurjungfer

Die Helm-Azurjungfer (Coenagrion mercuriale) ist eine Libellenart aus der Familie der Schlanklibellen. Sie erreicht eine Flügelspannweite von drei bis vier Zentimetern. Die Männchen besitzen eine schwarz-blaue „helmartige“ Zeichnung auf den Hinterleibssegmenten. Die Art ist extrem standorttreu und entfernt sich nur selten weiter als einige 100 m vom Gewässer. Entsprechend ist ihre Fähigkeit zur Besiedelung neuer Habitate beim Verlust des ursprünglichen sehr gering, was sie äußerst anfällig gegen Bau- und Unterhaltsmaßnahmen an ihren Gewässern macht. Die Helm-Azurjungfer lebt an Bachläufen und Wiesengräben, die sich durch relativ sauberes und kalkhaltiges Wasser auszeichnen. Entscheidende Faktoren für das Vorkommen sind hohe sommer- und winterliche Wassertemperaturen, ausreichende, aber nicht zu dichte Wasservegetation (Bachröhrichte aus Berle, Wasserminze, Brunnenkresse etc.) und zumindest abschnittsweise besonnte, nicht zu schnell fließende Gewässerstrecken.

Das Dachauer Moos ist eines von etwa 45 Gebieten in Bayern mit Vorkommen der in Bayern und in Deutschland vom Aussterben bedrohten Helm-Azurjungfer. Die Art ist in Anhang II der europäischen FFH-Richtlinie aufgeführt, also eine Art zu deren Schutz nach europäischem Recht spezielle Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen. Es handelt sich um das größte Vorkommen in Bayern, evtl. in ganz Mitteleuropa, das daher entscheidende Bedeutung für den Erhalt der Art hat. (aus: „Helm-Azurjungfer im Dachauer Moos“, SCHWAIGER & BURBACH 2010, Gutachten im Auftrag der Regierung von Obb.)

Auch andere seltene Libellen-Arten haben an den Gräben und Bächen im Dachauer Moos ihr zuhause. So konnten u.a. der Kleine Blaupfeil, die Gemeine Keiljungfer, die Gebänderte Heidelibelle und die Kleine Zangenlibelle nachgewiesen werden.

... siehe auch: Grabenpflege im Badersfeld
... siehe auch: "Libellenfenster" am Moosgraben und am Kalterbach
... siehe auch: "Libellenfenster" am Obergrashofbach und Moosgraben
... siehe auch: Einigung zum Unterhalt der Ufer am Schleißheimer Kanal

Kiebitz

Der Kiebitz ist der Wappenvogel des Biodiversitätsprojektes „Neues Leben im Dachauer Moos“. Der „Gaukler der Lüfte“, wie er auch wegen seiner spektakulären Balzflüge genannt wird, war früher häufig im Dachauer Moos anzutreffen. Kiebitze brüten hauptsächlich in offenen, flachen Landschaften mit kurzem oder gar keinem Gras, auf Wiesen und Weiden, gerne an Gewässerrändern, auf Feuchtwiesen, Heiden und Mooren. Durch die Intensivierung der Landwirtschaft wird der Bodenbrüter deutschandweit immer seltener und gilt mittlerweile als gefährdete Art. Durch gezielte Maßnahmen (hier Link zu 2.11 und 2.14) soll der Kiebitz im Moos wieder eine Heimat finden.

Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling

Dieser unscheinbare Schmetterling gilt europaweit als gefährdet. Er legt seine Eier nur in die Blüte einer bestimmten Feuchtwiesenpflanze, dem Großen Wiesenknopf ab. Nachdem sich dort die Raupen entwickelt haben, verlassen sie die Blüte und kriechen zu Boden. Dort werden sie von einer bestimmten Ameisenart für deren eigene Brut gehalten und in den Ameisenbau verschleppt. Dort ernähren sie sich von der Ameisenbrut, verpuppen sich und fliegen im nächsten Sommer als Schmetterlinge aus dem Boden.

Dieser faszinierende, aber hoch komplexe und störanfällige Zyklus bedarf einer gezielten Pflege der Wiese, die sich an der traditionellen Heunutzung orientiert.

... siehe auch: Pflegeoptimierung auf der Dannerwiese

Kriechender Sellerie

Der kriechende Sellerie wächst auf feuchten bis nassen Böden und gilt weltweit als stark gefährdet. Er ist in der Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten Deutschlands als „vom Aussterben bedroht“ bewertet worden und in den Anhängen II und IV der FFH-Richtlinie aufgeführt. Daher gilt er als streng zu schützende Pflanzenart, für die eigens Schutzgebiete ausgewiesen werden. Zu den Artenhilfsmaßnahmen zählen die Erhaltung offener Flächen, Herbeiführung von Störungen durch Tritt, Beweidung oder Mahd und die Renaturierung von Fließgewässern (z.B. Beseitigung von Uferbefestigungen).

Auch weitere seltene Pflanzen wie das Gefärbte Laichkraut oder die Krebsschere sind auf feuchte Standorte in oder an langsam fließenden Gewässern angewiesen und haben in den Gräben und Bächen des Dachauer Moos noch eine letzte Heimat. Sie zu erhalten, ist Ziel des Biodiversitätsprojektes „Neues Leben im Dachauer Moos“.

Orchideen

Sie kennen Orchideen nur als Zimmertopfpflanze? Auch im Dachauer Moos wachsen Orchideen, wie z.B. die Sumpf-Stendelwurz (Epipactis palustris), das Helm-Knabenkraut (Orchis militaris) oder das Fleischfarbene Knabenkraut (Dactyloriza incarnata), welches 2015 in Deutschland zur Orchidee des Jahres erklärt wurde. Wie alle in Europa vorkommenden Orchideenarten stehen sie unter strengem Schutz europäischer und nationaler Gesetze. Diese Orchideen-Arten besiedeln vorzugsweise Flachmoore, Wiesenmoore oder ungenutzte Streuwiesen am Rand von Moorgebieten, gelegentlich wachsen sie auch an Ufern in lichten Auenwäldern.

... siehe auch: Pflegeoptimierung auf der Dannerwiese