Einst wand sich der Kalterbach, gespeist von unzähligen Quellen, in vielen Schlingen und Mäandern durch die nasse Niedermoorlandschaft des Dachauer Mooses. Durch eine Vielzahl von Eingriffen wurde der Grundwasserspiegel im Dachauer Moos mehr und mehr abgesenkt, so dass der früher oberflächennah gemächlich dahinfließende Kalterbach seinen ursprünglichen Charakter fast völlig verlor. Heute bestimmen vor allem Begradigungen, Uferbefestigungen und tiefe Eingrabungen sowie die intensive landwirtschaftliche Nutzung der Ufergrundstücke den Charakter des Gewässers.

 

Der Kaltbach und das Moos - früher

"Ursprünglich war der Kalterbach ein sogenannter Niedermoorquellbach im Dachauer Moos. Er entsprang aus vielen verschiedenen Quellen, an denen das Grundwasser an die Oberfläche trat. Durch die starke Beeinflussung durch das Grundwasser herrschten im Sommer relativ kalte und im Winter relativ warme Gewässertemperaturen. So durchlief der Kalterbach ehemals stark mäandrierend mit einigen Verzweigungen das Dachauer Moos.

Kalterbach vor der Regulierung

Der niveaugleich dahinfließende Kalterbach vor der Regulierung
(Foto: Archiv Verein Dachauer Moos e.V.)


Die ursprünglichen Niedmoorquellbäche des Dachauer Mooses werden als flach und niveaugleich mit der umliegenden Landschaft beschrieben. Diese eher langsam fließenden Gewässer konnten sich über den dunklen Böden der Moore gut erwärmen und froren wegen des starken Grundwassercharakters im Winter nicht zu. Davon profitierten unter anderem zahlreiche Libellenarten, die auf der-artige Verhältnisse angepasst und angewiesen sind.

Durch die ehemals hohen Grundwasserstände konnten sich im Niedermoor ursprünglich keine größeren geschlossenen Waldbestände ausbilden. Daher konnten nur Baumarten wie Weiden, Erlen oder Birken vorkommen, die diese Verhältnisse tolerierten. Sie bildeten an bestimmten Abschnitten entlang der Fließgewässer lichte Au- oder Moorwäldern aus, während der überwiegende Teil des Niedermoorgebiets unbewaldet war.

Aufgrund der hohen Grundwasserstände und des daher sehr nassen Bodens war das ursprüngliche Dachauer Moos für Bebauungen verschiedener Art schlecht geeignet. Aus dem gleichen Grund war auch die Bewirtschaftung der Flächen für landwirtschaftliche Zwecke nur beschränkt umsetzbar. Daher war das Dachauer Moos vor den ersten schwerwiegenden Eingriffen Ende Mitte des 17. Jahrhunderts eine in großen Teilen ursprüngliche und nahezu unveränderte Landschaft."

(aus:  LICHTENSTEIN FELIX, 2022: „Integrative und strategische Planung und Management von Gewässern dritter Ordnung in Bezug auf die europäische Wasserrahmenrichtlinie und die FFH-Richtlinie am Beispiel des Kalterbachs im Dachauer Moos“, Masterarbeit am Lehrstuhl für Strategie und Management der Landschaftsentwicklung, TU München-Weihenstephan)

Das östliche Dachauer Moos durchlief in den vergangenen Jahrhunderten mehrere Phasen der Entwässerung, die sich auch auf den Kalterbach auswirkten

  • Im 17 Jh. Bau des Würmkanals zur Beschickung des Schlosses Oberschleißheim mit Wasser
  • Ab Mitte des 19. Jhd. Entwässerungsmaßnahmen für den Torfabbau
  • Ab den 1930er Jahren Kiesaabbau als Nassbaggerungen, die sich auf das Grundwasserniveau des Umlands auswirkten
  • Anfang der 1970er Jahre Bau der Regattaanlage, die senkrecht zur Grundwasserfließrichtung gebaut wurde

Der Kalterbach als solcher wurde Anfang des 19. Jhd. von Zwangsarbeitern begradigt und tiefer gelegt, um eine landwirtschaftliche Nutzung bis zur Uferkante zu ermöglichen. Wurde die ehemalige Aue zunächst als Grünland genutzt, so steht an langen Gewässerabschnitten die Ackernutzung im Vordergrund.

Regulierung des Kalterbaches um 1920

Regulierung um 1916 durch französische Kriegsgefangene
(Foto: Archiv Verein Dachauer Moos e.V.)

Regulierung des Kalterbaches um 1920

Bis in die 1970er Jahre verlief der Kalterbach streckenweise noch relativ oberflächennah, wie hier am Schwarzhölzl (Foto: Armin Zach, 1979).

 

Der Kalterbach - heute

Den Charakter eines ehemals typischen Niedermoorquellbaches hat der Kalterbach völlig verloren. Die Quellbereiche sind versiegt und der Kalterbach wird über den Würmhölzlgraben aus dem Oberflächenwassers des Feldmochinger Sees gespeist. Aufgrund der Begradigungen weist der Kalterbach eine hohe Fließgeschwindigkeit sowie eintönige Gewässerstruktur auf und hat sich im Laufe der Jahre stark in den kiesigen Untergrund eingetieft. Das Profil ist in der Regel trapezförmig mit teilweise steilen Uferböschungen, die häufig auch befestigt sind.