Modellprojekt zur Kalterbachrenaturierung
Hier eine erste Kurzbeschreibung zum Projekt. Aktuelle und ausführlichere Informationen werden an dieser Stelle sukzessive ergänzt. |
Das Projektgebiet
Der Kalterbach ist ein knapp 10,5 km langes Gewässer 3. Ordnung, das als Würmholzgraben dem Feldmochinger See entspringt, in die Amper mündet und dabei drei Landkreise und fünf Gemeinden durchfließt.
Die Geschichte des Kalterbaches
Einst wand sich der Kalterbach, gespeist von unzähligen Quellen, in vielen Schlingen und Mäandern durch die nasse Niedermoorlandschaft des Dachauer Mooses. Durch eine Vielzahl von Eingriffen wurde der Grundwasserspiegel im Dachauer Moos mehr und mehr abgesenkt, so dass der früher oberflächennah gemächlich dahinfließende Kalterbach seinen ursprünglichen Charakter fast völlig verlor. Heute bestimmen vor allem Begradigungen, Uferbefestigungen und tiefe Eingrabungen sowie die intensive landwirtschaftliche Nutzung der Ufergrundstücke den Charakter des Gewässers.
Der niveaugleich dahinfließende Kalterbach vor der Regulierung
(Foto: Archiv Verein Dachauer Moos e.V.)
Regulierung um 1916 durch französische Kriegsgefangene
(Foto: Archiv Verein Dachauer Moos e.V.)
Bedeutung des Kalterbaches für Lebensraum- und Artenvielfalt
Noch immer beheimatet der Kalterbach eine Vielzahl seltener und bedrohter, gewässergebundener Tier- und Pflanzenarten, darunter die vom Aussterben bedrohte Libellenart Helm-Azurjungfer. Auch die Gewässervegetation ist auf weiten Strecken als wertvoller Lebensraum ausgewiesen. Der Kalterbach fließt durch ein Naturschutz- und drei Landschaftsschutzgebiete und ist als ausgewiesenes FFH-Gebiet auch Teil des europäischen Natura 2000-Schutzgebietssystems.
Helm-Azurjungfer (oben; Foto: Hans Schwaiger) und Äsche (unten; Foto: Rostislav / stock.adobe.com) sind zwei von mehreren bedrohten Arten, für die der Kalterbach wichtigen Lebensraum bietet.
Der Anlass für das Modellprojekt
Der Kalterbach besitzt eine hohe naturschutzfachliche Bedeutung. Daher wurden in den letzten Jahren bereits Pflege- und Renaturierungsmaßnahmen durchgeführt, oftmals allerdings ohne gesamtökologischen Fokus. Zudem ist er auch für die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) relevant. Diese fordert für alle Gewässer einen „guten Zustand“, welchen der Kalterbach momentan jedoch nicht aufweist.
Der streckenweise unbefriedigende Zustand des Kalterbaches: kanalisiert, eingetieft und gesäumt von dichtem Gehölz und Neophyten (Foto: Robert Rossa)
Das Modellprojekt
Das vom Bayerischen Naturschutzfonds, dem Bezirk Oberbayern und der Glücksspirale geförderte Modellprojekt (Laufzeit bis 12/2026) zeichnet sich durch eine gleichzeitige Umsetzung naturschutzfachlicher und gewässerstruktureller Maßnahmen aus. Da die Kommunen an dem Gewässer 3. Ordnung für Unterhalt und Umsetzung der WRRL verantwortlich sind, hat der interkommunale Verein Dachauer Moos e.V. die Trägerschaft übernommen. In einer projektbegleitenden Arbeitsgruppe und bei Geländeterminen stimmt das Projektteam des Büros Terrabiota die Planungen mit den zahlreichen Akteuren am Kalterbach ab.
Projektziele
Ziel ist es, den Kalterbach als strukturreiches und durchgängiges Gewässer zu entwickeln. Auch die Uferbereiche sollen extensiviert und wieder mit dem Bachlauf verzahnt werden. So entsteht ein vielfältiger Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten, insbesondere für die Helm-Azurjungfer.
Renaturierungsmaßnahmen, wie z. B. Aufweitungen und Laufverschwenkungen, bringen Licht und Struktur an den Kalterbach (Fotos: Stefan Gerstorfer).
Leitbild
Der Kalterbach bietet als durchgängiges und strukturreiches Fließgewässer mit seinen größeren und kleineren Windungen mit Tief- und Flachwasserzonen, Prall- und Gleitufern einen wichtigen Lebensraum für verschiedene Tiergruppen. Die vom Aussterben bedrohte Libellenart Helm-Azurjungfer findet in dem sauberen und sauerstoffreichen Gewässer mit hohem Vorkommen von Makrophyten wie der Berle ihr Fortpflanzungshabitat. Die abschnittsweise gehölzarmen und besonnten Uferbereiche mit angrenzenden extensiv genutzten Wiesen stellen das Jagdhabitat der Libellenart dar. Kieslaichplätze, Totholz und Gehölzstrukturen im Unterlauf des Kalterbachs schaffen einen wichtigen Biotopverbund mit der Amper und einer geeigneten Lebensraumausstattung für zahlreiche Fischarten. Tiere nutzen die extensiv gepflegte und mit dem Gewässer in Verbindung stehende Aue als Vernetzungskorridor.
Potentielle Maßnahmen
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Rückbau von Querbauwerken, Ersatz durch Sohlgleiten
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Förderung der eigendynamischen Entwicklung durch Entnahme von Uferverbauungen und Einbringen von Strukturelementen wie Totholz und Strömungslenkern
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Schaffung neuer Lebensräume wie Flachwasser- und Flachuferzonen durch Aufweitungen des Gewässerbettes sowie neuer Seitenarme und Laufverschwenkungen
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Entwicklung von Gewässerrandstreifen für den Biotopverbund, abschnittsweise Anhebung der Gewässersohle
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abschnittsweise Gehölzentfernung, sog. „Libellenfenster“
Auf Privatflächen werden Renaturierungsmaßnahmen und der Biotopverbund nur mit Einverständnis der EigentümerInnen und BewirtschafterInnen umgesetzt.
Projektträger: Verein Dachauer Mooos e.V.
Projektmanagement: Terrabiota Landschaftsarchitekten und Stadtplaner GmbH
Projektpartner: Regierung von Oberbayern, Wasserwirtschaftsamt München, Anliegerkommunen des Kalterbaches, Untere Naturschutzbehörden der Landkreise Dachau und München sowie der Landeshauptstadt München
Förderer: Bayerischer Naturschutzfonds, Glücksspirale, Bezirk Oberbayern
Fachliche Grundlagen: FFH Managementplan zum FFH-Gebiet 7734-301, Umsetzungskonzept für Kalterbach, Schwebelbach des WWA München